Eltern/(Wahl)Familie

Diskriminierungen erkennen und mit ihnen umgehen

»Wenn wir eine Familie als System begreifen, bringt ein Coming- out nicht nur für eine Person Veränderung mit sich, sondern für das gesamte System. Auch Eltern oder Familienangehörige müssen sich manchmal nach außen erklären: „Mein Kind/Bruder/ Schwester ist lsbtiq*!“. Gefragt sind Geduld, Beharrlichkeit und das Verständnis, dass Prozesse Zeit brauchen.“«
(Sag Was S. 21)

Wo verstecken sich Diskriminierungen?

Diskriminierungen zeigen sich nicht nur in direkten verbalen Beleidigungen oder Verboten und Verweigerungen bestimmte Orte betreten zu können, zum Beispiel öffentliche Toiletten oder Umkleidekabinen (Schwimmbad, Sauna, Fitnessstudio). Sie verstecken sich auch in unbedachten Reaktionen und gutgemeinten Ratschlägen, wie zum Beispiel in Aber-Sätzen: „Ich habe ja nichts gegen trans* Menschen, aber …“
Auch die Sorge über die Zukunft ihres Kindes geht mit möglicherweise unbewussten, dennoch sehr direkten Vorurteile und Vorstellungen von trans* und nicht-binären Menschen als andersartig einher. Es kann hilfreich sein, sich mit den verschiedenen Arten von Diskriminierungen auseinanderzusetzen, auch indem sie ihre eigenen Vorurteile unter die Lupe nehmen, um diese im Alltag erkennen zu lernen.

Wer kann alles diskriminieren?

Gut gemeinte Ratschläge, wie sie ihr Kind zu erziehen haben, sowie offene Anfeindungen können ihnen leider in einigen Lebensbereichen begegnen. Beim Arztbesuch, in der Kita oder Schule und sehr häufig vor allem im persönlichen Umfeld und der Familie.

Wer wird diskriminiert?

Da Sie für ihr Kind einstehen, werden sie sicherlich oftmals Diskriminierungen und Beleidigungen „abfangen“ müssen. Für ihr eigenes Wohlergehen ist auch hier wieder wichtig: kümmern Sie sich auch um sich selbst. Denn auch wenn es natürlich in erster Linie immer ihr Kind ist das diskriminiert wird, können sich Anfeindungen oder gut gemeinte Ratschläge auch oft direkt an sie als Person richten. Gehen Sie in den Austausch mit Freund*innen oder sprechen sie mit anderen betroffenen Eltern und Bezugspersonen von jungen trans* und nicht-binären Menschen. So können sie gemeinsam über Strategien nachdenken und Erfahrungen austauschen.

Was will mein Kind?

Es ist sehr wichtig, mit den jungen trans* oder nicht-binären Menschen abzusprechen, wer überhaupt an ihrem Outing teilhaben darf. Vielleicht will sich ihr Kind mit dem Eintritt in die weiterführende Schule zunächst nicht (überall) outen. Outen Sie das Kind nicht, ohne vorher darüber gesprochen zu haben, wer mit einbezogen werden darf.

Wann und wie kann ich eingreifen?

Natürlich ist jede Situation anders. Oft ist es einfacher im öffentlichen Raum oder gegenüber Fachpersonal einzugreifen und etwas zu sagen, denn diese Menschen stehen uns nicht besonders nah. Schwieriger wird es in der eigenen Familie und im engeren Kreis. Auch hier ist im Allgemeinen zu berücksichtigen wie es ihrem Kind mit der Situation geht - oder: wie möchte ihr Kind mit der Situation umgehen? Oftmals reicht es schon aus, wenn ihr Kind weiß, sie sind auf ihrer*seiner Seite. Dann können sie gemeinsam Überlegen, wie sie mit einer bestimmten Situation umgehen können.

In der kostenlose Broschüre „Sag Was!“ Impulse gegen die Sprachlosigkeit finden sie einige Handlungsvorschläge und viele hilfreiche Denkanstöße speziell zu diesem Thema.